Der FCI Standard genau unter die Lupe genommen

Bei ein paar Recherchen bin ich doch auf ein paar sehr interessante Dinge gestossen, nicht nur was das Zuchtreglment der FCI angeht und den hierzulande widersprüchlichen Zuchtordnungen, sondern ich hab mir auch noch einmal ganz genau den Standard vorgenommen.

Zu Grunde für meine Ausführungen lege ich den derzeit aktuellen FCI Standard welcher in der deutschen Fassung seit dem 14.08.2013 rechtskräftig ist. ( Wohlgemerkt erst seit knapp 6 Jahren)Die englische Fassung ist bereits seit dem 22.11.2012 in Kraft

Was fällt mir da als erstes auf? Nun ja die Abbildung stellt für mich schon den "perfekten" Collie dar, allerdings steht direkt darunter Diese Illustration stellt nicht unbedingt das Idealbild der Rasse dar. Hm da stellt sich mir doch die Frage warum nimmt man eine Abbildung eines Langhaarcollies der angeblich nicht dem Idealbild entspricht? Etwa weil der Collie da drauf wie ein Ami aussieht?

Aber weiter im Text.

Gleich im ersten Abschnitt "geschichtlicher Abriss" steht wortwörtlich Der lang- und der kurzhaarige Collie sind gleich, mit Ausnahme der Haarlänge. Bedeutet für mich es ist beides ein und die selbe Rasse nur 2 Varietäten, wenn man dann bedenkt das der Standard des Kurzhaar Collies erst 1974 anerkannt wurde (vorher liefen beide seit 1955 unter einem Standard) und der derzeit gültige Standard seit 1987 nicht mehr verändert wurde, während der Standard des Langhaar immer wieder aller ca. 20 JAhre eine Veränderung durch machte, frage ich mich wieso sich manche Länder und Clubs schwer damit tun die Verbindung von Kurz- und Langhaarcollies wieder zu erlauben. Und nur mal nebenbei angemerkt auch hier ist in der Illustration eher der amerikanische Typ zu erkennen und wiederum auch hier wird gleich proklamiert das dies nicht dem Idealbild entspricht.

und weiterhin heißt es da: Der langhaarige Collie ist eine etwas verfeinerte Version des ursprűnglichen arbeitenden Collies der schottischen Schafhirten, von welchen er seit mindestens űber hundert Jahren ausgesucht wurde.
Viele dieser Hunde kőnnen noch immer befriedigende Arbeit leisten,wenn man ihnen die Chance dazu gibt. Die Grundaussage ist, dass trotz all seiner Schőnheit, der Collie ein Arbeitstier ist.
Nun warum wird dann nicht zumindest der sehr wohl vorhandene FCI Natural Herding Aptitude Test (NHAT) angeboten? Ja auch hier komme ich wieder mit dem Beispiel USA, denn dort machen viele Züchter mit ihren Hunden den Herding Instinct Test (HIC) wie man in vielen Ahnentafeln sieht. Ja ich weis im Standard ist keine Arbeitsprüfung Pflicht, muss es auch nicht aber wenn ich schon ein " Arbeitstier" züchte dann sollte man doch wenigstens auch den Test machen ob das Tier auch zur der Arbeit geeignet ist für die es ursprünglich gezüchtet wurde. Für mich ist dies auch ein Wesentlicher Bestandteil des Wesens und Charakter eines Collies. Aber wie gesagt das wäre nur ein Vorschlag, denn es gibt ja schon sogenannte Wesenstests in den Zuchtordnungen.

Doch nun gehen wir mal ins Detail:

KOPF:
Die Kopf Proportionen sind von gröβter Wichtigkeit; sie műssen im Verhältnis zur Gröβe des Hundes betrachtet werden. Von vorn oder von der Seite gesehen gleicht der Kopf einem gut abgestumpften,sauber geschnittenen Keil mit glatten Außenlinien. Die Seiten verjűngen sich sanft und allmählich von den Ohren bis zum schwarzen Nasenschwamm. Im Profil betrachtet, verlaufen die obere Linie des Schädels und die des Vorgesichts parallel und gerade; sie
sind vom Stopp unterbrochen und von gleicher Länge. Der Mittelpunkt zwischen den inneren Augenwinkeln (welches das Zentrum des korrekt platzierten Stopps ist) stellt den Mittelpunkt einer ausgewogenen Kopflänge dar. Die Tiefe des Schädels von den Augenbrauen bis zum unteren Teil des Kiefers darf niemals űbermäβig sein (insgesamt nicht tief).

Jeder von uns weis wie ein Keil aussieht aber für die die sich nicht wirklich dran erinnern können hier mal ein Bild und sollte von der Gesamtform her auch der Kopf eines Collies sein.


Zum Vergleich hier der Schädel eines Collie


Man sieht deutlich die Keilform um das noch etwas verständlicher zu machen habe ich hier noch Beispiele von der Seite

Collie Spitz

Ich habe extra den Spitz gewählt weil viele der heutigen modernen Collies eher den Kopf eines Spitzes haben als eines standardgerechten Collies, denn weiter heißt es:

OBERKOPF:
Schädel: Flach.
Stopp: Leichter, jedoch wahrnehmbar.

Leider haben heute viele Collies inzwischen einen deutlich ausgeprägten Stop wie beim Spitz wie man anhand der oberen Bilder gut sieht. Das nächste große Streitthema unter Colliezüchtern ist folgendes:

Ohren : Klein, weder zu nahe beieinander auf dem Schädel, noch zu weit voneinander angesetzt. In der Ruhe zurückgelegt, jedoch sobald seine Aufmerksamkeit erregt wird, nach vorne gebracht und halb aufrecht getragen, d.h. annähernd zwei Drittel des Ohres stehen aufrecht und das obere Drittel kippt auf natürliche Weise nach vorne bis unter die waagrechte Linie der Kippfalte.

hier steht es doch schwarz auf weiß und ich verstehe nicht wieso oft genug Collies mit zu weit gekippten, teilweise zu weit auseinander stehenden oder gar Schlappohren (Stehohren lass ich jetzt mal aussen vor) gezeigt werden. Ja da steht auch das es natürlich sein soll, aber wo steht das man als Züchter dies nicht unterstützen kann? Ein erfahrener Züchter, weis das insbesondere im Zahnwechsel sich die Ohrenstellung stark verändert. Hier kann man aber entweder die natürliche Kippfunktion "unterstützen" aber auch noch zu weit ausseinander stehende Ohren aufrichten. Aber eben alles in unterstützender Funktion nicht als Zwang. Trotzdem gelingt dies nicht immer, da die Ohrform - und Größe eine sehr wichtige Rolle spielt. und wenn ich dann Collies sehe wo das Ohr bis zur Hälfte gekippt ist, ist das nicht standardgerecht. nur das obere Drittel soll Kippen und das auch nicht nach unten, sondern nach vorne leicht unterhalb der Kippkante.

Hier als Beispiel mal ein Bild wie ich das verstehe, wobei auch hier ein Ohr etwas weiter kippt wie das andere.


Der nächste Punkt wäre der Hals, hier steht im Standard: Muskulös, kraftvoll, von angemessener Länge, gut gewölbt

Das es inzwischen Collies gibt wo man den Hals kaum noch erkennen kann wegen zu voller Halskrause und zu kurz, brauche ich denke ich nicht erwähnen, enebso wenig wie das selbst dann das auftopieren der Haare des Kragens immer noch keine gut Wölbung machen.

Vom Hals geht es zum Körper. Hier steht explizit Etwas lang im Vergleich zur Grőβe. Warum gibt es dann Collies die quadratisch praktisch gut sind? Der Rücken muss länger sein als der Hund hoch ist. Also als Beispiel, ein Rüde mit sagen wir mal 60 cm Widerristhöhe sollte dann schon eine Rückenlänge von ca 70cm haben. Zum Vergleich mein eigener Rüde ist (ja ich weis nicht dem Standard entsprechend)65 cm hoch und hat eine Rückenlänge von knapp 80 cm. Wie wichtig dies ist erklärt dann der Standard zum Gangwerk.

GANGWERK: Die Bewegung ist ein unverkennbares,charakteristisches Merkmal dieser Rasse. Ein gut gebauter Hund dreht niemals die Ellenbogen aus, dennoch kommen sich die Vorderpfoten in der Bewegung verhältnismäβig nahe. Strickendes,kreuzendes oder rollendes Gangwerk ist höchst unerwünscht. Von hinten betrachtet stehen die Hinterläufe von den Sprunggelenken zum Boden parallel, jedoch nicht zu eng zusammen. Von der Seite gesehen ist die Bewegung flieβend. Hinterläufe kraftvoll mit starkem Schub. Ein entsprechend raumgreifender Schritt ist erwünscht; dieser sollte leicht und mühelos sein. Absolut solides Gangwerk ist unerlässlich.

Als Beispiel zeige ich hier mal ein Video von Diane Steele ihrem Seuss auf der National.



Und als letztes kommt das immer wieder allseitsbeliebte Thema der Farben!!

Im standard werden die Farben wie folgt deklariert:

Farbe : Zobel, dreifarbig und Blue Merle.

Zobel: Jede Schattierung von hellem Gold bis zum satten Mahagoni oder schattiert zobelfarben. Hell stroh- oder cremefarben ist höchst unerwünscht. "kleine Anmerkung am Rande, hier kann man durchaus auch hinein interpretieren, dass der sablemerle dazu gehört"

Dreifarbig (tricolor) : Vorwiegend schwarz mit satten, lohfarbenen Abzeichen an Beinen und Kopf. Ein Rostschimmer im Deckhaar ist höchst unerwünscht.

Blue Merle : Vorwiegend klares, silbriges Blau, mit schwarzen Flecken oder schwarzmarmorierter Zeichnung. Satte lohfarbene Abzeichen sind erwünscht; ihr Fehlen sollte jedoch nicht bestraft werden ( hmm bedeutet das, dass biblue wenn es das noch gebe erlaubt wäre?). Groβe schwarze Flecken,Schieferfarbe oder ein Rostschimmer sowohl im Deckhaar als auch in der Unterwolle sind höchst unerwünscht.

Alle vorgenannten Farben sollten mehr oder weniger die für den Collie typischen weiβen Abzeichen aufweisen. Folgende Zeichnung ist vorzuziehen: weiβe Halskrause, ganz oder teilweise, weiβe Brust, Läufe und Pfoten, weiβe Rutenspitze. Eine Blesse darf auf dem Vorgesicht oder auf dem Schädel oder an beiden Stellen vorhanden sein.

Komplett weiß oder überwiegend weiß ist höchst unerwünscht. Dieser Zusatz ist erst seit 2012 im Standard so ausgeprägt aufgeführt !!!

In keinem Satz des Standards wird erwähnt das eine Verpaarung sable x merle verboten ist im Gegenteil heißt es bei den Augen doch : Sehr wichtiges Merkmal: sie geben dem Hund den lieblichen
Ausdruck. Mittelgroβ ( niemals sehr klein), etwas schräg eingesetzt, mandelförmig und von dunkelbrauner Farbe, ausgenommen bei den merlefarbigen Exemplaren, bei denen die Augen häufig ( eines oder beide ganz oder eines oder beide teilweise) blau oder blaugefleckt sind. Der Ausdruck ist voller Intelligenz, mit einem lebhaften und wachsamen Blick beim Lauschen.

Dies war mal meine Interpretation des derzeit gültigen FCI Standard für den Collie. Und ich hoffe ich konnte so auch einige anregende Diskussionen auslösen. Bis zum nächsten Mal


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