Der double merle

Wieder einmal greife ich ein Thema auf, welches derzeit bei Facebook in Colliekreisen stark diskutiert wird.
Eine kanadische Züchterin, hat nach Jahren es wieder gewagt eine merle x merle Verpaarung zu machen. In diesem Fall darksablemerle x bluemerle. Von 12 Welpen haben 3 überlebt. Einer davon ist ein Doublemerle in blue. Sie verkündet nun ganz stolz, dass er nicht nur keine Augendeformationen oder ähnliches hat und auch nicht taub ist, sondern auch das die Wahrscheinlichkeit besteht, dass er sogar ein CEA non carrier ist, also genetisch frei. (in allen anderen Gentest ist er es übrigens bisher)
Warum also die Diskussion?

Ganz einfach, in Deutschland gibt es wohl das schärfste Tierschutzgesetz der Welt. Hier wäre so eine Verpaarung nicht nur verboten sondern sogar strafbar. Nicht aber in anderen europäischen Ländern und auf anderen Kontinenten. Selbst im Ursprungsland Großbritannien war es bis vor 2 Jahren erlaubt bzw zumindest geduldet.
Warum ist diese Verpaarung überhaupt in Deutschland verboten. Nun ganz einfach, bei einer merle x merle Verpaarung kann es zu Defekten in der Ausbildung der Augen kommen, bis hin das diese gar nicht angelegt sind. Ebenso betrifft dieser Defekt auch die Ohren, so dass Welpen taub geboren werden. Es kann sogar sein das solche Welpen gar nicht lebensfähig sind. Aber es gibt immer wieder Züchter die es dennoch versuchen. Der Hauptgrund hierfür liegt ganz einfach darin, dass wenn man einen doublemerle (MM) mit einem tricolour (mm) verpaart, der komplett Wurf bluemerle (Mm) ist, und das durch eine solche Verpaarung das Pigment und dadurch die Farbe des bluemerle verbessert werden soll.
Wenn ich mir persönlich die bluemerle egal ob Kurz- oder Langhaar auf dem amerikanischen Kontinent anschaue, kann ich dies sogar verstehen. Durch das ständige einkreuzen des dominant vererbenden sable haben viele Linien das wunderschöne klare bluemerle verloren. Es ist nicht mehr graublau/silber mit kleiner merle Fleckung wie es laut Standard gewünscht ist, sondern geht in ein dunkles graublau ohne silberung über mit teilweise wirklich schon den ganzen Körper überziehenden schwarzen Platten über. Bis hin zu den sogenannten cryptic merle, nämlich den versteckten merle. Dies sind bluemerle die Aussehen wie Trico und im drastischsten Fall nur irgendwo am Körper eine minimalste blaue Stelle oder gar nur einzelne Haare haben. Was für einen Laien natürlich nicht zu sehen ist und damit die Verwechslungsgefahr auf 100% steigt. Nimmt man dann solch einen versteckten merle zur merle Zucht hat man natürlich doublemerle.
Dank der heutigen Wissenschaft ist dies aber kurzerhand auszuschließen in dem man einen Gentest auf den merle Faktor machen lässt.
Von daher ist es natürlich der einfachste Weg wieder schöne bluemerle zu bekommen, eben eine merle x merle Verpaarung zu machen. Wie gesagt der einfachste, aber für uns Deutsche auch der schlimmste Weg. Der längere aber ebenso erfolgreiche Weg wäre es auf die sables in der merle Zucht zu verzichten, bzw. der genetischen Vielfalt wegen gering zu halten. Zudem muss man natürlich darauf achten wenn man in die Farbzucht geht, das man dann eben nur klare bluemerle nimmt die dem Standard am nahsten kommen. Und genau das ist das Problem. Wo findet man noch solche Linien, welche dieses klare bluemerle vererben? Zumindest wenn ich mir da die Linien in den USA und Kanada anschaue, kommt man vielleicht auf eine Hand voll.

Zudem sage ich mir auch wieder, wir Deutschen sind mit diesem Gesetz welches übrigens erst vor ein paar Jahren verschärft und zum Verbot umgewandelt wurde, aufgewachsen. Bis vor ein paar Jahren war es lediglich eine ich sage mal Empfehlung dies nicht zu tun, und so wurden merle x merle Verpaarungen auch in Deutschland praktiziert. Nur vergessen das auch viele. Wie würden wir aber das ganze aus züchterischer Sicht sehen, wenn wir z.B. in den USA oder Kanada aufwachsen und leben würden? Wären wir dann auch so zart besaitet?
Ich denke nicht. Aber es ist nun einmal die Mentalität des Deutschen alles in Recht und Ordnung zu wissen und sich danach zu richten. Und wir projezieren diese Mentalität einfach auf andere Länder und erwartet das sie ebenso handeln. Wir wollen also anderen unseren Willen aufzwingen. Ist das rechtens? Ich denke nicht.

Wenn also ein Züchter außerhalb Deutschland der Meinung ist er hat das genetische Wissen , wie auch die Kompetenz eine solche Verpaarung zu machen, dann soll er doch. Der Mensch macht Fehler um daraus zu lernen. Zudem können solche Erfahrung auch der Forschung dienen. Leider lässt uns eine amerikanische Genetikerin und Veterinärmedizinerin die ebenfalls Collies züchtet nicht an ihren Forschungen bezüglich der doublemerle teil haben. Zumindest nicht in so umfangreichen Publikationen, dass es auch für uns neueste Erkenntnisse gibt. Stattdessen stürzt man sich auf solche Begebenheiten wie der jetzige Fall um alles zu hinterfragen und zu lästern. Da werden Sachen die Jahre zurück liegen hervor geholt. So z.B. ein in den USA sehr erfolgreicher blinder doublemerle   Show und Deckrüde, welcher leider dieses Jahr im Alter von 11 Jahren über die Regenbogenbrücke gegangen ist. Wenn man das Zucht -/ Haltungs- und Show Wesen in den USA nicht persönlich kennt, sondern sich seine Meinung auf Grund von Halbwahrheiten und Veröffentlichungen bildet, der sollte sich bitte erst gründlich informieren ehe er irgendwo unqualifiziert Kommentare abgibt.